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Weltreise Stories "Hongkong"

Aufgeregt geben wir den Code an der Außentür des schmalen Hochhauses, mitten in Hongkong, ein. Nachdem sich die Tür tatsächlich öffnet, hält uns ein Mann von der Security auf. Er verlangt irgendetwas, was wir nicht verstehen. Wir drängeln uns an ihm vorbei und verschwinden schnell im Fahrstuhl. Laut Anweisung sollen wir in die 11. Etage fahren und an der Wohnungstür gegenüber des Fahrstuhles klingeln. Langsam fährt der Aufzug hinauf. Bisher sieht alles ganz gepflegt aus. Wir erwarten dennoch das Schlimmste, als sich die Aufzugtür öffnet. Bepackt mit unseren zwei riesigen Rucksäcken, Tagesgepäck und zwei Kindern quetschen wir uns in den kleinen Hausflur und hoffen auf eine freudige Überraschung auf der anderen Seite dieser Wand.

Noch bevor wir den Klingelknopf drücken konnten, ging schon die Tür auf und eine freundliche Frau, mittleren Alters strahlte uns an und begrüßte uns sehr herzlich. Sie hat zwei erwachsene Töchter, wobei eine in Deutschland lebt. Sue reist gern und viel - nur im Sommer ist sie in Hongkong und beherbergt kostenfrei Reisende aus der ganzen Welt. Sie antwortete einige Tage vorher direkt auf unsere Anfrage bei Couchsurfing.com und lud uns für 3 Nächte in ihre Wohnung ein. Wir waren sehr überrascht, da sie laut ihrem Profil nur einen Übernachtungsgast aufnimmt. Hat sie überhaupt genug Platz für eine Familie? Wo werden wir wohl schlafen? Im Wohnzimmer? Oder haben wir ein eigenes Zimmer? Fragen über Fragen. Als wir durch die Wohnungstür traten, standen wir mitten drin in ihrem kleinen, bunten Wohnzimmer. Alle 4 bzw. 5. Küche, Bad und zwei Schlafzimmer waren von hier aus begehbar, meist offen. Alles zusammen ca. 35 qm². Eine ganz neue Herausforderung. Für alle. Denn wir waren die erste Familie, die Sue aufnahm.

Sie sagte von sich selbst, sie redet gern - prima, Fine auch, am liebsten 24 Stunden am Tag - aber Sue redet noch mehr ;-)

Sue war unglaublich herzlich, liebte unsere Kinder und gab uns die besten Tipps über Hongkong, die man bekommen kann. Sie brachte uns zum Bus, zeigte uns die günstigsten Supermärkte und Restaurants und organisierte Eintrittstickets für uns. Noch am gleichen Tag verlängerten wir unseren Aufenthalt bei ihr um zwei weitere Nächte. Wir waren ihre allererste Couchsurfing-Familie.

Mit den zwei Matratzen war unser eigenes kleines Zimmer komplett ausgefüllt. Wir hatten es kuschelig gemütlich, während unsere "Sieben Sachen" nachts im Wohnzimmer platziert wurden. 

Wir fühlten uns sehr wohl bei Sue. Fine half fleißig bei der Hausarbeit, Mirko bohrte schnell mal ein paar Löcher in die Wand, ging im Baumarkt mit ihr einkaufen und brachte Regalböden und Kleiderstangen an und baute ein kostenfrei erstandenes Bett auf, während Willi sich gern von einer Massage auf dem Sofa, wie ein kleiner König, verwöhnen ließ.

Schon am Tag der Ankunft schlossen wir Hongkong in unser Herz. Alles war geordnet, sauber und übersichtlich. Bei rot bleibst du stehen - bei grün darfst du gehen. Genau so war es auch. ganz anders als in Ulaanbaatar. Kein Drängeln, kein Schubsen. Hier stellt man sich ganz brav in eine (laaange Reihe) an der Bushaltestelle, am Taxistand, im Supermarkt, in der U-Bahn, .... einfach überall. Meist war die Richtung der Schlange sogar markiert auf dem Gehweg, teilweise sogar mit Barrieren. In Deutschland undenkbar, aber der Kantonese wartet auch gern mal eine Stunde in der Bus-Schlange, wenn diese drei Mal um den Häuserblock geht in der Rush-Hour. Wir fanden uns sehr schnell zurecht. Alles war ausgeschildert und leicht verständlich. Der Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war günstig. Und Hongkong hat so unglaublich viel zu bieten. Wir wussten gar nicht, was wir zuerst machen sollten. Wandern in den Bergen oder an den Seen, Sehenswürdigkeiten anschauen, den Blick vom "Peak" auf die ganze Stadt genießen, Disneyland oder Oceanpark, im Meer planschen, mit der Fähre zu den vorgelagerten Inseln fahren oder einfach nur entspannen in einem der unzähligen grünen Parks mit Spielplätzen mitten in der Millionenstadt.

Wir waren jeden Tag viel unterwegs und erlebten immer wieder neue Eindrücke. Als erstes legten wir uns einen neuen Weggefährten zu, den nicht nur Willi zu schätzen wusste, sondern der auch der geplagte Rücken von Mirko - unser neuer Reise-Buggy. Die erste Woche in Hongkong leisteten wir uns ein Hotel mit Pool und genossen die Zeit. Wir kauften endlich leckere Früchte auf den Straßenmärkten, die wir in Russland und der Mongolei so vermissten. Auch wenn wir das Fleisch und den Fisch nicht in allen Variationen kauften, war es dennoch ein Erlebnis, über den mal gut oder auch mal furchtbar stinkenden Markt zu schlendern.

Wir aßen, wie auch schon in den anderen Ländern, in den günstigen Garküchen bei den Einheimischen. Hier schmeckte es am besten und wir blieben in unserem Budget. Fine und Willi aßen das gleiche wie alle Kinder in Hongkong. Es gab Reis, Hühnchen, Nudeln, Gemüse, Sojasoße, Meeresfrüchte, Frühlingsrollen und Teigtaschen in allen Variationen. 

Wir wären gern viel länger in dieser Stadt geblieben, aber die Unterkünfte sind einfach zu teuer für unser Budget. Daher waren wir sehr froh, dass Sue uns für einige Tag aufnahm. Wir mussten unbedingt in ein günstigeres Land und checkten mögliche Flug- und Schiffsrouten. Eigentlich sollte Vietnam unser nächstes Ziel werden. Die günstigsten Flüge gab es aber von Hongkong nach Singapur oder von Hongkong über Singapur nach Hanoi. Das war mit unserer Psyche aber nicht vereinbar (über Vietnam, Kambodscha, Thailand und Malaysia hinwegfliegen und dann wieder zurück nach Vietnam). Also entschieden wir uns für die teurere Variante: Direktflug Hongkong - Hanoi (2h). Um weitere 200€ zu sparen kämpften wir uns durch die vietnamesische Homepage von Vietnam Airlines, da diese super Sonderangebote lieferte und buchten, ohne zu wissen, ob alles stimmt und ob unser Gepäck preislich inklusive ist. DOCH: es war der beste Flug den wir je hatten. Es gab auf dieser Kurzstrecke ein leckeres Menü für jeden, alle möglichen Getränke und zwei ganze Sitzreihen für uns allein.