familienzeit weltreisen

Weltreiseplanung

Unsere Familie und unsere Freunde wussten schon seit vielen Jahren, dass wir mit dem Gedanken einer einjährigen Weltreise spielen. Oft unterhielten wir uns über vergangene Reisen und was wir alles noch von der Welt sehen wollen. Immer wieder blitzte der Gedanke in unseren Köpfen auf - einfach den Rucksack aufsetzen und los - solange wie es uns gefällt & mal sehen wohin. Auch nach der Geburt unserer Tochter Ende 2009, nahm unser Fernweh nicht ab. Im Gegenteil, jetzt wurde der Zeitpunkt einer möglichen Reise konkreter. Das einzige was sich änderte, waren die Bedenken der Menschen in unserer Umgebung. Fine gefielen unsere kleinen gemeinsamen Abenteuer und sie fand viel Spaß am Reisen. Lange versuchten wir, den passenden Moment für unseren Ausstieg auf Zeit zu finden. Erst im Sommer 2013 bestimmte die Geburt von Wilhelm einen fast genauen Startpunkt. Er sollte alt genug sein, um die wichtigsten Impfungen zu bekommen. Das Ende der Reise hing von Fine ab. Anfang August 2016 ist Schulbeginn. Nun ist es soweit. Wir reisen mit unseren Kindern um die Welt - unsere Familienzeit. Unsere Reisevorbereitungen fassen die wichtigsten Dinge zusammen. Wir schildern Probleme und Herausforderungen, die uns während der Planung teilweise ganz schön zu schaffen machten.

Eine Idee wird zum Projekt

12-11 Monate vorher

Wir haben Mai 2014. Ungefähr in einem Jahr wollen wir starten, das stand nun fest. Wir wollen auf jeden Fall reisen und sind spätestens Ende Juni 2016 wieder in Dresden. In der Hoffnung, dass unseren Kindern die Zeit zum "Eingewöhnen" reicht, um Anfang August einen schönen Start in Schule und Kita zu haben. Als erstes kauften wir uns ein großes magnetisches Whiteboard (inklusive Magnetfähnchen) und eine Weltkarte dazu. Die nächsten Wochen wurde recherchiert was das Zeug hält. Alle Länder, die uns interessieren, wurden markiert und dazu die optimale Reisezeit erfasst (Klima).

Chaos im Kopf

10-8 Monate vorher

Wir wollten keine Strecke vorher festlegen - dieses Vorhaben scheitert schon an unserem ersten Reiseland. Quer durch Russland soll es mit der Transsibirischen Eisenbahn gehen - einfach dort aussteigen, wo es uns gefällt - die nächste Fahrkarte kurzfristig am Schalter kaufen - bis wir irgendwann in der Mongolei landen. So jedenfalls die Theorie. Die Praxis ist etwas komplizierter. Die Transib ist im Sommer immer so gut wie ausgebucht. Ein gemeinsames Viererabteil zu bekommen, fast unmöglich. Das Visum ist teurer als gedacht (ca. 680 Euro für alle) und vor allem unglaublich umfangreich. Wir werden wohl eine Visa-Agentur beauftragen und die komplette Strecke von Moskau bis in die Mongolei mit geplanten Zwischenstopps im Voraus buchen. Dieses Thema wird auf die nächtliche Internetrecherche verlegt und die übrige freie Zeit verbringen wir mit Listen. Mit vielen, vielen Listen. Da gibt es zum Beispiel eine Finanz-Liste, eine Impfungen-Liste, eine Was-verkaufen-wir-Liste, eine Ummeldungen-Liste...., Versicherungen, Wohnung, Kita, Reiseländer, mögliche Strecken, Gefahren und so weiter. Nach und nach tun sich immer mehr Fragen auf. Kündigen wir unsere Wohnung? Welche Versicherungen behalten wir? Welche Versicherungen benötigen wir zusätzlich? Bleiben die Kinder in der Kita angemeldet? Was passiert mit den Autos? Melden wir uns in Deutschland ab? Wohin mit unseren Möbeln? Wer kümmert sich in Deutschland, wenn es Probleme unterwegs gibt? Unsere Listen werden immer unübersichtlicher. Aber das ist ok. Wir sammeln erstmal alles was uns beschäftigt. Nach und nach nimmt alles Struktur an. Aus vielen Listen wir eine Checkliste, die bequem erweiterbar ist und vor allem übersichtlich. Ein Blick genügt und wir wissen, welche Baustelle wir als nächstes angehen müssen, um am Ende (hoffentlich) entspannt abreisen zu können.

Wir haben also unsere Grundlage geschaffen. Nun beginnt das große Rechnen und nächtelanges Recherchieren folgt. Von früheren Reisen wissen wir, mit welchen Kosten wir unterwegs etwa rechnen müssen. Wir wollen versuchen, mit durchschnittlich 1.800 € im Monat auszukommen. Ob uns das gelingt, erfahrt ihr in unseren Reiseberichten und nach Rückkehr in einer vollständigen Weltreise-Kosten-Tabelle. Wir gehen vom jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass wir unsere Kosten in Deutschland fast auf Null setzen können. Verkehrsrechtschutz, Vereinsmitgliedschaften, Zeitschriftenabos, doppelte Haftpflichtversicherungen, diverse Spenden und einen Handyvertrag haben wir schon mal gekündigt. Und ganz wichtig: langsam aber sicher alle Newsletter abmelden, 300 Mails nach einem Monat offline wollen wir vermeiden. Ab jetzt heißt es auch: mit offen Augen einkaufen gehen, lieber Netto als Edeka, neue Klamotten gibt es nur für die Kinder, der Schuhschrank muss vor der Weltreise nicht mehr gefüttert werden, Urlaub ist gestrichen, kein neues Spielzeug mehr zwischendurch, der ganze Schnickschnak fällt weg und Amazon und Ebay sind tabu. Neben Sparen, Sparen, Sparen müssen wir aber leider schon 9 Monate vor dem Start viel Geld ausgeben. Wir haben den 16.09.2015 - unser Startschuss für die Weltreise. Die erste Buchung. Unsere Freude ist groß. Wir müssen aber feststellen, dass die beiden Aussagen: "Wir machen auf jeden Fall eine Weltreise." und "Wir haben die ersten Tickets gebucht. Am 29.06.2015 geht´s los." unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Nach dem ersten Satz träumten viele gern mit uns, waren grundsätzlich von der Idee begeistert. Doch bei der zweiten Aussage hörten wir regelrecht bei einigen den dicken Kloß im Hals. Die Fahrkarten für die Transsibirische Eisenbahn (2. Klasse Vierbettabteil, alte Züge) von Moskau nach Ulaanbaatar, mit Zwischenstopp am Baikalsee, haben uns knapp 2.200 Euro gekostet (inklusive hohe russische Steuern). Im Gegensatz zur teuren Eisenbahn (ok, sie fährt ja auch immerhin 6.266 km) bekommen wir einen Flug von Berlin nach Moskau für 212 Euro (4 Personen, inklusive Steuern und Gepäck). Ja ich weiß, wir wollten nicht fliegen. Aber eine Bahnreise von Deutschland nach Moskau hätte das Fünffache gekostet, mal ganz abgesehen davon, dass wir noch Visa für Weißrussland gebraucht hätten. Wir haben auch die Fährverbindungen ausgekundschaftet, aber die Preise waren jenseits von Gut und Böse.

Fazit: Eine Weltreise zu planen wirft ungeahnte Fragen auf. Und wir sind gerade mal am Anfang. 

Die Suche nach der Mongolei

7-6 Monate vorher

Seit einigen Tagen beschäftigten wir uns mit dem großen Thema Schule. Wir sehen unsere Tochter auf einer ganz bestimmten Schule, und das erfordert eine frühe Anmeldung (am besten gleich nach der Geburt) und viele Informationsveranstaltungen für die Eltern (die leider genau in unsere Reisezeit fallen). Die Schulleitung war unglaublich freundlich und gab uns die Möglichkeit, alle wichtigen Termine schon ein Jahr vorher wahrzunehmen. Zusätzlich mussten wir Fine noch auf einer zweiten Schule anmelden,  falls Plan A nicht funktioniert. Selbst die Untersuchung beim Schularzt erfolgt noch kurz vor der Abreise. Auch hier wieder: neue Punkte für unsere ToDo-Liste. Wir entschieden uns dazu, unsere Wohnung zu kündigen und uns während der Weltreise bei den Eltern anzumelden. Unsere Möbel sollen bei einem Umzugsunternehmen eingelagert werden, wonach wir jetzt aktiv suchen müssen. 

Die restlichen Tage der letzten zwei Monate verbrachten wir mit verschiedenen Recherchen im Internet - mögliche Routen entsprechend der Jahreszeiten, mögliche bezahlbare Kreuzfahrten oder Frachtschiffe über den Pazifik, mögliche Grenzübergänge in Südostasien und China, Fortbewegungsmöglichkeiten vor Ort, ... usw. 

In der Mongolei wollen wir so einfach wie möglich reisen. Wir waren noch nie zuvor dort und stellten uns vor, dass das unglaublich günstig und einfach gehen würde. Viele bereisen dieses dünn besiedelte Land mit dem eigenen Auto. Das fällt für uns allerdings raus. Mit unseren spärlichen Kfz-Kenntnissen würden wir schon bald an unsere Grenzen stoßen. Unsere Vorstellung ist es, mehrere Tage mit einer Familie und ihren Yaks umherzuziehen, etwas Wüstenluft zu schnuppern und die Steppenlandschaft mit Pferden, Nomadenfamilien und allem was dazu gehört, in aller Ruhe zu entdecken. Das geht - teuer, als Gruppenreise, ist aber nicht unser Ding. Oder günstig - vor Ort, indem wir uns anderen Rucksackreisenden spontan anschließen. Aber mit zwei kleinen Kindern, die ihr eigenes Tempo haben und nicht 5h am Stück Auto fahren wollen, ist diese Variante nicht sehr reizvoll für uns. Da wir uns nicht auskennen und auch noch zur Hochsaison reisen, sind wir sehr unsicher. Ist es eine gute Idee, darauf zu hoffen, dass wir vor Ort einen Einheimischen finden, der uns mitnimmt auf eine individuelle dreiwöchige Tour? Wieder ein Punkt, auf den wir nicht vorbereitet waren. Früher sind wir einfach losgezogen, ohne darüber nachzudenken.

Sind wir ängstlicher geworden seitdem wir zwei Kinder haben? Wir suchten nach Kontakten und Reiseveranstaltern im Internet. Zuerst nach "individuelle Rundreise Mongolei". Da gab es viele Ergebnisse. Leider verstanden alle Veranstalter unter "individuell" - eine vorgefertigte Rundreise aus ihrem Repertoire für uns allein, zu unbezahlbaren Preisen. Teilweise stand in der Email einfach nur: "Schauen Sie auf unsere Homepage, da finden Sie alle Angebote." Wir verzweifelten allmählich. Die Mongolei auszulassen, ist keine Option. Die Tickets für die Transsibirische Eisenbahn sind bereits gebucht und dieses Land stand schon sehr lange auf unserer Wunschliste. Eine Lösung musste schnell her. Plötzlich erschien auf unserem Bildschirm das Logo von "Kia Ora Reisen" (www.kia-ora-reisen.de). Diesen Veranstalter kannten wir noch nicht und schauten uns, einfach nur mal so, die Homepage an. Unser Interesse wurde geweckt, als wir das Leitbild lasen: (ein kleiner Auszug daraus: authentisch reisen, vor Ort entwickelt und von Einheimischen geführt, Kultur und Lebensweise ohne touristische Kulisse erleben, Essen wie die Menschen vor Ort, den Alltag kennen lernen, ....) Das darf doch nicht wahr sein - genauso wollen wir reisen. Die Stimmung hob sich langsam wieder. Wir schrieben eine Email mit unseren Vorstellungen und baten um ein Angebot. Nach einigen Tagen kamen tatsächlich drei verschiedene Angebote, die ganz individuell für uns erstellt wurden. Nach kurzen Absprachen, einem sehr netten Kontakt und einigen kleinen Änderungen, standen die Tage für unser ganz persönliches Mongolei-Erlebnis fest.

Fazit: Viele neue Hürden sind zu nehmen. Rückenschmerzen von den nächtelangen Recherchen in krummer "Schonhaltung" müssen behandelt werden. Wir legen nun doch einige Strecken vorher fest, aber finden es nicht mehr schlimm. So haben wir anfangs Zeit, uns an den Alltag des Rucksack-Reisens zu Viert gewöhnen.

Impfdschungel oder impfen für den Dschungel

5-4 Monate vorher

Der Start rückt immer näher und unsere Checkliste wird immer länger, obwohl wir in den letzten Tagen viel abarbeiten konnten. Wir ließen Passfotos anfertigen, beantragten für jeden einen zweiten Reisepass, kündigten die Tanzschule, machten Termine für die Vorsorgeuntersuchungen der Kinder und einen Zahnarztbesuch für jeden, kündigten die Kindergartenplätze, suchten eine neue Kita für "danach", buchten eine Unterkunft in Moskau für die ersten Nächte, schickten den Betreuungsgeldantrag für Willi raus, fanden ein Möbellager für unseren kompletten Hausrat UND wir haben die ersten 10 Kisten gepackt - nur war in den Schränken zu unserem Bedauern kein Unterschied zu vorher zu erkennen. Unsere Magnettafel wurde nun zusätzlich noch mit den wichtigsten Terminen der nächsten Tage versehen. Etwas mulmig wurde uns, als wir den Punkt "Wohnung kündigen", abhakten. 

Auch Fine bezogen wir aktiv in unsere Planung mit ein. Sie stellte unglaublich viele Fragen und so gingen wir in Gedanken mit unserem kleinen Globus schon mal um die Welt. Wir schauten uns Fotos von früheren Reisen an, erinnerten uns an lustige  und spannende Erlebnisse und thematisierten so ziemlich alles, was uns in den Sinn kam. Auch die unangenehmen Seiten einer so langen Reise gehören dazu. Wir verschweigen nicht, dass sie ihre Freunde, Omas und Opas eine lange Zeit nicht sehen wird. Sie weiß, dass sie nicht mehr in ihren Kindergarten zurückkehren kann und dass sie noch die ein oder andere Impfung tapfer aushalten muss. Das sind unglaublich viele Informationen für eine Fünfjährige, die sicherlich nicht einfach zu verarbeiten sind. Daher versuchen wir, es ihr so bildlich wie möglich darzustellen. Gemeinsam bastelten wir eine Jahresuhr, bei der Fine jeden Tag den Zeiger weiterstellen kann und eine genaue Vorstellung bekommt, wann sie ihren Rucksack packen kann.

Uns stehen noch so einige Impfungen bevor und die Kinder können natürlich gar nicht verstehen, was denn so wichtig daran ist, sich pieksen zu lassen. Deshalb haben wir gemeinsam einen Impfplan gebastelt. Aus verschiedenen Zeitungen haben wir Bilder ausgeschnitten, aufgeklebt und dann besprochen, was an den Krankheiten so gefährlich ist. Fine malte danach für jede notwendige Spritze einen Punkt dazu. Das Thema "Impfungen" ist aber nicht nur für Kinder schwer zu verstehen. Wir Erwachsene haben es uns mit dieser Entscheidung nicht einfach gemacht. Viele Abende diskutierten wir, welche Impfung nun wichtig und richtig ist. Wir sind generell keine Impfgegner und haben alle vier eine gute Grundimmunisierung. Beruflich bedingt sind wir "Großen" mit allem ausgestattet, was es so impftechnisch auf dem Markt gibt. Fine hat durch vergangene Reisen bereits gute Ausgangsbedingungen. Eine Beratung in der Globetrotter Reisepraxis ergab, dass Tollwut, Typhus und Japanische Enzephalitis wichtig sind. Zusätzlich ließen wir uns noch von der Reiseimpfstelle des Gesundheitsamtes beraten. Das war uns wichtig, da diese Beratung durch einen Kinderarzt durchgeführt wird - sie war viel ausführlicher und auf die Bedürfnisse unserer Kinder optimiert. Hier kamen noch FSME, Meningokokken ACWY und Cholera dazu. Allerdings gab es unterschiedliche Meinungen zu den Impfungen für Willi. Einer wollte die Typhusspritze geben, der andere nicht. UND zu allen Impfempfehlungen hieß es: "Sie entscheiden, ob sie es für notwendig halten." Na toll, jetzt sind wir richtig durcheinander. Welche Impfungen sind denn nun sinnvoll? Wir haben einen ganzen Tag damit verbracht alle möglichen Tropeninstitute und Ärzte anzurufen und auf DIE richtige Antwort gehofft. Am Ende lassen wir es auf uns zukommen. Ende März haben wir unseren ersten Impftermin. 

Fazit: Das Chaos ist eigentlich perfekt. Zumindest im Kopf. Wir können aber immer mehr Punkte abhaken - das ist ein herrliches Gefühl und beruhigt. Die Reisepässe sind endlich fertig und auch schon abgeholt. Wir wollen vor der Abreise noch viele Freunde treffen, aber die Zeit rennt und die Wochenenden sind vollgestopft. 

Hurra! Wir dürfen nach Russland

3-2 Monate vorher

Die Zeit rennt und wir kommen kaum hinterher. Das Impfchaos lichtete sich. Dank der tollen Beratungen des Gesundheitsamtes in Dresden kam Licht ins Dunkle. Unsere Unsicherheiten wurden Stück für Stück genommen. Fine und Willi sind unglaublich tapfer und schafften schon einen großen Teil der notwendigen Impfungen (ohne Nebenwirkungen). Klar, der Pieks tut nun mal weh und selbst manch Erwachsener verdrückt sich das Ein oder Andere Tränchen. Aber, noch bevor wir das Arztzimmer wieder verließen, war alles vergessen und die beiden Mäuse strahlten, als wäre nichts gewesen. Selbst abendliches quengeln oder schmerzende Arme blieben aus - toi toi toi. An dieser Stelle möchten wir uns bei Dr. med. Wendisch bedanken, für die Geduld, für die umfangreichen Informationen und vor allem für den herzlichen Umgang mit unseren Kindern. 

Wir entschieden uns für folgende Reiseimpfungen (zusätzlich zur Grundimmunisierung, wobei Hepatitis A und Meningokokken B unabhängig von der Reise geimpft wurden):

FSME

Tollwut

Japanische Enzephalitis

Meningokokken ACWY

Typhus (evtl.)

Cholera (evtl.)

 

Das trockene Wetter an einem Wochenende nutzten wir, um unsere Zeltausrüstung zu testen. Wir haben die Wahl zwischen einem großen, komfortablen, schweren Zelt und einem kleinen, kuscheligen, leichtem Zelt. Vor- und Nachteile halten sich die Waage. Das ist keine leichte Entscheidung. Ein Zwischengröße wäre super...

Neben unserem Hauptthema "Impfen" hakten wir in den letzten Wochen noch viele andere Punkte ab. Wir entwarfen mit Hilfe eines Notars eine Generalvollmacht für unsere Eltern, regelten die Vormundschaft für Fine und Willi (für den schlimmsten Fall - ist aber auch ohne Reise sehr empfehlenswert), wandelten unsere Krankenversicherung in eine Anwartschaft um und erstellten eine erste Version der Packliste. Nähere Erläuterungen hierzu gibt es, wenn wir uns einig sind ;-) - derzeit umfasst die Packliste etwa 10 DIN A4 Seiten... Auch unsere Dokumente stapeln sich in die Höhe. Neben den Reisepässen, Impfausweisen und Passbildern kamen nun noch die internationalen Führerscheine dazu. Als wir uns diesen Stapel so anschauten, bemerkten wir, dass hier eigentlich noch etwas ganz wichtiges fehlt. GELD! Bei unserem letzten Urlaub konnten wir nur eine geringe Menge Bargeld am Automaten außerhalb des europäischen Auslands abheben, was durchaus zu erheblichen Problemen führen kann. Das sollte uns diesmal nicht wieder passieren und daher telefonierten wir mit unseren Banken und stellten fest - ein neues Konto muss her. Ein weiterer Punkt sind die Gebühren für Bargeldabhebungen im nicht europäischen Ausland. Diese sind für einen 14 tägigen Urlaub sicherlich unerheblich, aber bei einem Jahr, kommt da schon eine Menge zusammen. So eröffneten wir unser Reisekonto bei der Consors Bank und können gebührenfrei weltweit mit der Visakarte Geld abheben, damit gebührenfrei bezahlen und haben einen ausreichenden Betrag pro Tag zur Verfügung. Eine Alternative für den Notfall haben wir trotzdem dabei. Um unser neues Reisekonto schon mal etwas zu füttern, versuchen wir alle Dinge, die schon lange "nur rumliegen" zu verkaufen. Dazu gehören auch Kindersachen, die ja bekanntermaßen nicht mitwachsen ;-)  So findet man uns bis zur Abreise auf den Flohmärkten der Region wieder.

An dieser Stelle bedanken wir uns bei Reiss Aus! (www.weltreisemitkind.de) für die hilfreichen Tipps per Email, den netten Kontakt und den unkomplizierten Abschluss einer geeigneten Auslandskrankenversicherung für unsere ganze Familie. Es hat uns sehr geholfen, dass ihr uns eine Agentur empfohlen habt, bei der wir die Visa für Russland beantragen konnten. Vielen, vielen Dank dafür. Die Visa sind sogar schon bei uns eingetroffen. Innerhalb kürzester Zeit funktionierte alles reibungslos. Die Anschaffung wird aber mit 745,00€ wohl eines der teuersten Einzelposten unserer Reise sein.

Fazit: Jetzt sind es nur noch zwei Monate bis zur Abreise. Unsere Checkliste färbt sich immer grüner. Nur noch wenige rote Punkte, die erledigt werden müssen, sind offen. Jetzt atmen wir nochmal tief durch bevor es weiter geht. In den nächsten Wochen packen wir Kisten, besorgen für Fine und Willi noch fehlende Ausrüstung, schauen uns auf der "Globeboot" nach einem geeignetem Zelt um UND..... packen Kisten, Kisten, Kisten!!! 

Die Heinzelmännchen kommen

8-5 Wochen vorher

"Wir wollen schon mal die Wände streichen." Als unsere lieben Nachbarn (und Nachmieter) mit Farbtabelle bei uns klingelten, wurde uns bewusst, dass es jetzt sehr real wird. Schon bald verlassen wir unsere geliebte wunderschöne Mietwohnung mit Blick über Dresden aus jedem Fenster. Ein Wechselbad der Gefühle bestimmt nun Frühstück und Abendessen. Wir genießen die Abende auf der Terrasse, wenn die untergehende Sonne unsere Stadt in ein geheimnisvolles Licht taucht und nachts die Lichter der Altstadt wie Sterne funkeln. Werden wir je wieder so wohnen können? Wehmut, Sorge, etwas Unsicherheit? Es fällt schwer dieses Bauchgefühl zu beschreiben. Nur wenige Minuten später streift der Blick unsere große Weltkarte. Russland, Mongolei, Südostasien, Australien, ... - die Welt wird bestimmt so viel mehr atemberaubende Landschaft und Abenteuer bieten als dieses kleine Fleckchen Heimat hier in Sachsen. Jetzt kribbelt der Bauch vor Aufregung und Vorfreude.

Voller Spannung wagten wir uns an eine erste Packprobe. Tatsächlich verstauten wir alle aufgelisteten Sachen in zwei große Rucksäcke, zwei Tagesrucksäcke und einen kleinen für Fine. Lediglich die Windeln fehlten noch. Da wir aber noch nicht die gesamte Ausrüstung besorgt und nur ähnliche Dinge dafür eingepackt hatten , bleibt es bis zum letzten Tag spannend.

Man könnte sagen, die Heinzelmännchen nehmen nach und nach unsere Wohnung ein. Überall trifft man auf sie. Unser Bett ist nur noch vom Fußende betretbar. Die gemütliche Leseecke samt Sessel und Lampe wurde in die Mitte des Raumes verschoben. Unser Flur ist nicht mehr auf direktem Wege zu durchlaufen. Zum Glück war das alles nur vorübergehend. Genau 4 Wochen vor Abreise fanden die ersten 60 Kisten und einige Möbelstücke ihren Weg ins Lager. Dort warten sie nun ein Jahr auf uns, um dann hoffentlich ihren Platz in einer neuen schönen Wohnung einzunehmen.  Ach ja: Die "Heinzelmännchen" sind ein Umzugsunternehmen (Heinzelmännchen Service GmbH). Vielen Dank für den netten Kontakt und die unkomplizierten Möglichkeiten. 

Fazit: Ein minütliches Hin-und-Her zwischen "Schaffen wir vorher alles noch wie geplant?" und "Wir machen uns bestimmt viel zu viel Gedanken".

Alles wird gut

4 Wochen vorher

Diese Woche stand unter dem Thema: Medikamente und (wer hätte es gedacht), Kisten packen. 

Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch über Malaria und mögliche Krankheiten, ist unsere Liste nun komplett und alle notwendigen Medikamente beschafft. Wir entfernten alle Verpackungen, da diese im Laufe der Zeit eh zerdrückt werden und unnötig Platz einnehmen. Die Beipackzettel scannten wir und sicherten diese auf unserem Laptop und online. Um einen möglichst schnellen Überblick zu erhalten, erstellten wir eine Übersicht auf einem DIN-A4-Blatt mit allen Medikamente inklusive Dosierung. Diese Übersicht liegt in jeder Medikamententasche und ist online und auf dem Laptop gespeichert. Unsere ständigen Begleiter für den Krankheitsfall sind auf drei Taschen aufgeteilt. Wobei sich in zwei Taschen etwa das Gleiche befindet, für den Fall, dass mal ein Rucksack abhanden kommt. Die dritte Tasche ist ständig griffbereit und enthält alles für den "täglichen" Bedarf (z.B. Zeckenzange, Pflaster, Wunddesinfektion usw.). Insgesamt wiegen unsere Medikament 2,9 kg. 

Sonst wurden die letzten 7 Tage vom Kistenpacken bestimmt. 66 Stück fasst unsere kleine Datenbank, in der der Inhalt jeder Kiste aufgelistet ist (in der Hoffnung, dass wir nach einem Jahr alles schnell wiederfinden). 

Fazit: Die Wohnung wird leerer, langsam bekommen wir wieder einen Überblick, die Aufregung steigt, die Spannung bleibt, die Entspannung lässt noch auf sich warten.

Goodby Kita

3 Wochen vorher

Große runde Kulleraugen schauen uns traurig an - dicke Krokodilstränen laufen die Wangen herunter - verzweifelte Versuche, uns Eltern davon zu überzeugen, dass zwei Erzieherinnen aus der Kita unbedingt mitreisen müssen. Der Abschied fällt Fine sehr schwer. Mit einem kleinen rührenden Fest schickte die Hummelgruppe sie in die große, weite Welt. Bei den kleinen "Igeln" wurde Willi mit Luftballons und Seifenblasen herzlich verabschiedet. Die Geschenke der Erzieher und der besten Freunde werden immer an eine wunderschöne Kindergartenzeit erinnern. 

In den letzten 7 Tagen digitalisierten und kopierten wir alle wichtigen Dokumente, wechselten die ersten US-Dollar und Rubel, führten gefühlte 200 Telefonate (um unsere Meldeadresse zu ändern), schliefen ca. 4 Stunden pro Nacht (weil Willi auch nicht schlafen wollte), informierten Banken über unseren Auslandsaufenthalt, erstellten Notfallnummer-Listen, standen viel zu früh auf (weil Fine auch schon wach war), sortierten sämtliche Ordner mit Papieren (um den Durchblick für die Eltern zu erleichtern) und kämpften tagsüber mit viel zu schweren Augenlidern. Ach ja - wir packten Kiste 67 bis 79 :-)

Fazit: Noch viel zu wenig Tage für viel zu viele Aufgaben.... - seltsamerweise sind wir tiefenentspannt - die Ruhe vor dem Sturm?

Die letzten Male

2 Wochen vorher

Das war die Woche der "letzten Male", könnte man sagen, zumindest für Fine und Willi. Die letzte Impfung, das letzte Mal die Freunde sehen, das letzte mal im Kinderzimmer schlafen, das letzte Frühstück in der Wohnung, das letzte Mal Schwimmschule, usw..... und das letzte Mal auf Luna reiten. Der Abschied von ihrem Pony fiel Fine sehr schwer. Doch die Aussicht, dass die beiden die Zeit bis zur Abreise bei Oma und Opa verbringen, lässt die Gesichter wieder strahlen.

Nach und nach leert sich unsere Wohnung. Die Möbel sind abgebaut, Kiste 113 ist gepackt und die Nerven arbeiten auf Hochtouren. Obwohl wir alles gut vorbereitet haben, wird die Zeit knapp. Bis tief in die Nacht füllen wir eine Kiste nach der anderen und längst vergessene Schätze kommen dabei zum Vorschein.

 Fazit: Die Tiefenentspannung hat sich aufgelöst. Der Sturm nach der Ruhe ist da.

Mühsal, Tränen & Schweiß

1 Woche vorher

Die letzte Woche können wir gern aus unserem Gedächtnis streichen. Obwohl wir alles gut vorbereiteten und organisierten, setzte sich das Chaos durch. Wir dachten immer, wir hätten nicht viele Habseligkeiten, doch immer wieder fand sich etwas zum Einpacken. Kiste um Kiste stapelte sich im Lager. Insgesamt schleppten wir mit unseren fleißigen Helfern 185 Kisten, Möbel und Kleinkram nonstop die Treppen runter. 

Ummeldungen und Änderungen in Versicherungen und Handyverträgen zogen sich bis zum letzten Tag hinaus, da wir teilweise auf Rückmeldungen warten mussten und die Zuarbeit von anderen Stellen auf sich warten ließ. Hektik, Stress und vorübergehende "Reisedemenz" waren an der Tagesordnung. Völlig übermüdet und erschöpft waren wir Freitag um 13.00 Uhr pünktlich fertig zur Wohnungsübergabe. Nur mit kleinen Umwegen und Erledigungen ging es dann 200 km entfernt zu den Eltern, um noch 2 Tage Ruhe zu genießen und endlich unsere Fine und unseren Willi wieder in die Arme zu schließen.

Wir reisen mit 2 großen 70l Rucksäcken und einen kleinen 10l  Rucksack für Fine (nur für Kuscheltiere und Malsachen). Zusätzlich haben wir zwei kleine wasserdichte Packsäcke als Handgepäck und eine große Ortlieb-Rolle (super klein zusammenfaltbar) zum Transport für mögliches Übergewicht bei Inlandsflügen dabei. Unsere Großen wiegen je 21 kg und unser Handgepäck liegt bei je 3 kg.

Wir erlebten die ersten Abschiede von Omas und Opas und den besten Freunden. Erst jetzt wird uns bewusst, dass ein Jahr eine sehr lange Zeit ist und dass die Trennung unseren Lieben zu Hause sehr zu schaffen macht. Nachdenklich gehen wir unsere letzten Aufgaben an und genießen die letzten Stunden in Deutschland.

Fazit: Wir sind wohnungslos und die Fixkosten wurden auf ein Minimum reduziert - ein irgendwie befreiendes Gefühl. Morgen geht´s los. Berlin - Moskau!!!

Eine sehr emotionale Sache

Tag der Abreise

Der Abschied am Flughafen in Berlin fiel uns sehr schwer. Bis zur Sicherheitskontrolle wurden wir begleitet und sahen unsere Lieben noch lange dort winkend stehen. Es flossen viele Tränen. Ein mulmiges Gefühl. Tausend Fragen schossen uns durch den Kopf. Machen wir wirklich das Richtige?

 

Als der Flieger dann die Startbahn entlang brauste und abhob, sahen wir in strahlende Kindergesichter. Fine und Willi jauchzten vor lauter Spaß und Fine sagte: "Jetzt bin ich wieder glücklich!" Sie hatte auch allen Grund dazu. Nicht nur, dass sie wunderbare Erlebnisse vor sich hat, sie durfte auch ins Cockpit und mit den Piloten schwatzen.

 

Das war doch ein klasse Start für unser zukünftiges Jahr.