familienzeit weltreisen

Weltreise Stories "Neuseeland"

Schwieriger Start

Christchurch - Banks Peninsula - Rakaia Huts - Rakaia Gorge - Ashburton - Geraldine - Lake Pukaki - Mt. Cook - Duntroon - Oamaru

Hätten wir vorher gewusst, was in Neuseeland passieren wird, wer weiß, ob wir nicht einfach in Australien geblieben wären. Aber dazu kommen wir am Ende dieses Beitrages.

 

Neuseeland ist… nun ja… Neuseeland ist schön… zumindest landschaftlich…

Ok, die Landschaft ist herrlich. Aber das ist auch alles. Die Deutsche Botschaft schreibt, dass vor allem deutsche Touristen immer wieder in schwere Unfälle verwickelt sind, weil sie die Straßen unterschätzen. Wir glauben eher, dass die Neuseeländer die Unfälle mit ihrer rasanten und aggressiven Fahrweise verursachen. Mehrmals wurde uns die Vorfahrt genommen, kamen Autos aus Seitenstraßen gerast, wurden wir in Kurven überholt und massiv bedrängt von Verfolgern, denen wir zu langsam fuhren. Neuseelands Straßen sind uneben, kurvenreich, eng und sie gehen ständig bergauf und bergab. Seltsamerweise gilt dennoch 100 km/h (mit niedrigeren „Empfehlungen“ für diverse Kurven). Da unser Campervan bei Tempo 100 aus der Kurve fallen würde, entscheiden wir uns regelmäßig für die empfohlene Geschwindigkeit und ernten dafür den Groll einiger Neuseeländer. Grundsätzlich empfinden wir die Einwohner hier als etwas unentspannt und weniger aufgeschlossen. Wir fühlen uns bisher nicht willkommen in diesem Land. Daran ändert auch das vielfältige aber undurchsichtige Infomaterial nichts. Wir wurden teilweise beschimpft und unfreundlich abgefertigt – natürlich nicht an den kostenpflichtigen Touristenattraktionen, dort ist man „nett“. 

 

Ok, wenn ihr aus Deutschland nach Neuseeland kommt, ist es hier das Paradies auf Erden. Ein unfreundlicheres Land (als unseres) gibt’s wohl kaum auf der Welt. Und wenn ihr dann auch noch auf den Touristenpfaden bleibt und euch die Hauptattraktionen anseht (mit Vorliebe die kostenpflichtigen), dann bewegt ihr euch im „überaus freundlichem Neuseeland“ – in der traumhaftesten und kinderfreundlichsten Kulisse der Welt. Viele Spielplätze, keine gefährlichen Tiere.

Aber wenn ihr aus Südostasien und Australien in dieses Land kommt, dann ist eine Enttäuschung wahrscheinlich. Keine grenzenlose Freiheit, wie in Australien. Keine vorwiegend freundlichen Leute, wie in Südostasien und Australien. Kein entspannter Straßenverkehr und „easy going“ wie in Australien. Neuseeland ist eingezäunt – von außen, von innen und mitten durch. Für Schafe, Rinder oder einfach nur so. Die Wälder wurden vor langer Zeit abgeholzt und wir starren oft auf „nackte“ Hügel. Alles privat, vieles verboten, bitte keine Fremden – mit Ausnahme der vorgeschriebenen Wanderwege. Jetzt sagt ihr vielleicht „Ist ja in Deutschland nicht anders.“ Und ihr habt recht, wie in Deutschland, nur mit etwas mehr „privater Wildnis“ und exotischeren Tieren. Eine krasse Ausnahme: man darf an vielen Orten campen, oft kostenfrei.

 

Wir brauchten 10 Tage, um unser persönliches „Neuseeland-Feeling“ zu erreichen. Am Lake Pukaki, abseits der Massen, an einer einsamen Stelle am Strand, mit Blick auf den höchsten Berg Neuseelands (Mt. Cook, 3754m) können wir entspannen. Niemand schaut uns grimmig an. Wir können durchatmen, baden, die Sonne und den Blick genießen. Am nächsten Tag unternahmen wir dann auch endlich unsere erste lange Wanderung in diesen mächtigen Südalpen. Und bevor wir es vergessen, wir hatten natürlich auch Kontakt zu sehr freundlichen Einwohnern und wundervolle Gespräche.

Begonnen hat unser Abenteuer am anderen Ende der Welt übrigens mit einem dieser Erlebnisse, die man am liebsten ganz schnell wieder vergessen will. Wir können eigentlich sagen, dass unser ganz persönlicher Supergau dieser Reise eingetreten ist. Dieser übertrifft sogar unseren Start in Australien.

 

Angefangen hat alles noch in Australien am Check-In von JetStar. Wir durften nicht in das Flugzeug steigen, ohne ein Flugticket, das auch wieder aus Neuseeland heraus führt – so verlangt es Neuseeland von seinen Touristen. Dieses hatten wir natürlich nicht. Wir wussten ja noch nicht mal wohin es danach gehen soll, geschweige denn wann. Das führte zu einem Drama mit fast unendlichen Diskussionen am Serviceschalter von JetStar. Uns blieb nur noch eine Stunde bis zum Abflug. In Kurzform: Entweder 4.400 AUS$ (für 4 stornierbare Tickets) zahlen oder nicht nach Neuseeland reisen. Wir hatten keine Wahl. Die Zeit war zu knapp, um eine andere Fluggesellschaft aufzusuchen und einen günstigen Flug zu buchen. JetStar wollte uns nicht mal eines der billigen Tickets zurück nach Australien buchen, da wir kein Visum für diese Zeit vorweisen konnten. So waren wir nun stolze Inhaber eines megateuren Tickets nach Bali mit einer billigen Low Budget Airline. Stornogebühren 200 AUS$.

Unsere Laune sank tief in den Keller. Zu dieser Zeit ahnten wir noch nicht, was an unserem ersten Tag in Neuseeland auf uns zukommen wird. Zum Glück, sonst hätten wir wahrscheinlich unseren Neuseelandflug storniert…

  1. Wir flogen kurz nach Mitternacht los und kamen nach 3 Stunden Flug früh um halb sechs (Zeitverschiebung) in Neuseeland (Christchurch) an.
  2.  Eine Nacht ohne Schlaf, auch für Fine und Willi.
  3. Wir wollten einfach nur schnell unseren Campervan holen und schlafen. Der Abholservice ließ uns 20 Minuten bei kühlen 11°C in Sommerkleidung warten.
  4.  An der Autovermietung angekommen, war der noch offene Betrag von 11.600 NZ$ zu zahlen (ca. 6.800 €), wäre auch nicht schlimm, wenn wir nicht vorher unsere Reisekreditkarte mit diesem teuren Bali-Flug belastet hätten.
  5. Stress pur, wie sollen wir das bezahlen. Zum Monatsende sind die Karten ohnehin schon gut belastet.
  6. Blackout, wir wissen nicht mehr welchen Sperrbetrag wir auf unseren 3 Kreditkarten jeweils festgelegt hatten.
  7. Die Reihe hinter uns wird immer länger, die Dame hinter den Schalter wird ungeduldiger und gleichgültiger in einem.
  8. Das Geld reicht nicht, Schatz.
  9. Fine und Willi toben, schreien, streiten… uns qualmen die Köpfe… wie war noch mal der Umrechnungskurs?
  10. Es dauert … die Leute werden nervös und wollen endlich ihre Autos abholen – die Reihe wird noch länger. 
  11. Wir probieren alle Kreditkarten mit verschiedenen Beträgen aus und stückeln den großen Betrag. Wir schwitzen. Unsere Kinder sind übermüdet und wollen nicht mehr länger warten.
  12.  Es dauert….
  13. Wir rechnen. Fine und Willi rennen uns um die Beine und kreischen. Alle gucken.
  14.  Plötzlich stinkt es fürchterlich. Im ganzen Raum. Oh nein, Willi!!! Da ging ordentlich was in die Hose und auch daneben. Mama guckt und prüft. Mama hat etwas braunes matschiges am Finger.
  15.  Es könnte nicht schlimmer sein. Wir wollen im Erdboden versinken.
  16. Das Kartenlesegerät sagt: „OK“. Alle Kreditkarten sind nun bis aufs Äußerste belastet. Wir werden wohl nicht mehr einkaufen können, aber haben unseren Campervan und …
  17. … der Kindersitz passt nicht! Wieder hinten angestellt, Sitz mehrfach getauscht. Hilft nix. Geld zurück. Beschluss: Selber einen kaufen.
  18. Wir verschwinden nun nach 2,5h vor Ort ganz schnell auf den nächsten Parkplatz um den Nachtschlaf nachzuholen.
  19. Nach einer Stunde klopft es heftig an der Scheibe, wir werden aus dem Tiefschlaf gerissen. Der Ranger räumt den Parkplatz, alle müssen runter. Die Kehrmaschine will eine Runde drehen!!!

Milford Sound

Die wohl aufregendste Sackgasse der Welt: Sie führt durch den 1,2 Millionen Hektar umfassenden Fiordland Nationalpark mit 182 Regentagen im Jahr und einer Durchschnittstemperatur von 18°C im Hochsommer. 120 Kilometer schlängelt sie sich abwechselnd durch Grasebenen, Südbuchenwälder und steiles, dicht bewaldetes Bergland. Der süßlich-moderige Duft des Regenwaldes dringt durch das offene Fenster, während sich die ersten Sonnenstrahlen der frühen Morgenstunden durch den gespenstischen Nebel kämpfen. Zirkadenkreischen wird immer öfter durch wundervollen Vogelgesang dominiert und gemeinsam geben sie ein berauschendes Konzert. Die ersten Eisspitzen der zackigen Gebirgszüge färben sich rötlich und unsere Blicke wandern mit dem dampfenden Schwaden aus den Tälern über diese bezaubernde Märchenwelt. Willi und Fine schlummern noch tief und fest, während wir uns mit unserem Campervan dem nördlichsten der 14 Fjorde, dem Milford Sound, nähern. Immer wieder begleiten uns rauschende Bäche und mächtige Wasserfälle donnern die steilen Hänge hinab in den Urwald. Nur zwei, drei Verfolger, die auch diese magische Stille genießen möchten kreuzen kurz unseren Weg. Wir lassen sie vorbeifahren und haben alles wieder ganz für uns allein – diese majestätischen Berge mit ihren Gletschern, den dichten bemoosten Regenwald, die sich windende Straße, die Naturkonzerte und diese wunderbare klare Luft.

Früh um sechs Uhr schlafen sie noch - die Touristenmassen. Oder sie drängen sich bereits vor ihren Unterkünften in die Kolonnen von Bussen, von denen spätestens um 10 Uhr auch der letzte am Milford Sound angekommen ist. Tausende von ihnen erreichen täglich dieses wundervolle UNESCO Weltnaturerbe. Die Tour-Busse fahren von allen größeren Orten ab und nehmen Kurs durch die wohl aufregendste Sackgasse der Welt.

 

Währenddessen genossen wir vor Ort einen traumhaften Sonnenaufgang und eine friedliche und magische Stille am Ufer. Langschläfer können direkt an Neuseelands Hauptattraktion einen Schlafplatz finden (bitte nicht im überteuerten und übervollen Campingresort), sondern einfach bis 20 Uhr warten, sich auf den Nachtparkplatz direkt am Ufer stellen, 20$ pro Auto an den netten DOC-Mitarbeiter zahlen und eine ruhige Nacht verbringen. Schöner ist es allerdings, am letzten „wilden“ Campground vor dem Milford Sound zu bleiben, durch den Märchenwald spazieren und ein erfrischendes Bad im kristallklaren Fluss zu nehmen, welcher direkt am Campervan vorbeirauscht. Und dann – die beschriebene morgendliche einstündige Fahrt zum Tagesziel genießen.

 

Ohne Trubel und ganz entspannt glitt das erste Schiff des Tages (mit uns) durch den verschlafenen Milford Sound am Morgen. Die Nebel lichteten sich und überließen der Sonne die Farbgestaltung. Es war ein herrlicher sonniger Tag. Das Wetter ist hier allerdings Glückssache, es kann sich binnen Minuten ändern. Wir hatten großes Glück. Auch auf dem Land, am Ufer, fanden wir immer wieder einsame Stellen zum Spielen und genießen, inklusive atemberaubenden Blick auf den Sound. Viele Besucher kennen nur den Weg vom Parkplatz zum Schiff. Hin und wieder wagen sie einen kleinen Spaziergang am Ufer entlang. Wir gingen einfach ein Stück weiter, abseits der Wege - und wir waren allein. Allein in der wohl schönsten Sackgasse der Welt.

Neuseeland mit Kindern? Eine gute Wahl?

Queenstown – Wanaka – Fox Gletscher – Franz Josef Gletscher – Hokitika – Westport – Kahurangi NP – Oparara Basin – Abel Tasman NP – Cape Farewell - Picton

Diese Frage stellten wir uns natürlich in jedem der Länder, die wir bereisten. Neuseeland ist toll, weil es für jeden etwas bietet. Egal ob es um Aktivitäten, Landschaft oder Wetter geht. Hier soll es sogar möglich sein, an einem Tag alle vier Jahreszeiten zu erleben. Die Landschaft ist abwechslungsreich und bietet vom Skifahren über wandern bis zum Baden an goldenen Stränden alles. Wir lassen hier mal die tausenden von Action-Angebote weg. Denn diese haben mit Naturschutz oder Land & Leute erleben absolut gar nichts mehr gemein.

 

Also, ist Neuseeland nun familienfreundlich? Ja, ist es, aber wir würden es nicht als das ultimative Reiseland mit Kindern empfehlen. Neuseeland empfinden wir bisher als das unfreundlichste Land, das wir bereisten, denn die Menschen sind launisch und schimpfen viel mehr als wir es kennen. Dies ist aber nur unsere persönliche Meinung. Kinder werden hier auch nicht so herzlich empfangen wie zum Beispiel in Asien oder Australien – und Touristen noch weniger (egal ob in Campervans, Wohnmobilen, Autos mit Zelt). Warum? Unsere Vermutung: Sie belagern die Naherholungsgebiete der Neuseeländer. Sie stehen auf kostenlosen Plätzen, die von der Gemeinde bereitgestellt werden und nerven einige Anwohner damit. Teilweise zurecht aufgrund hinterlassenen Mülls. Viele deutsche Familien (und wir treffen hier fast täglich welche) empfinden es genauso. Hier fühlen wir uns nicht immer willkommen.

Dennoch ist es familienfreundlich, denn in Neuseeland gibt es keine gefährlichen Tiere (außer die paar aus Australien eingeschleppten Redback-Spider). Die Museen sind kindgerecht aufbereitet und es gibt viele nette Spielplätze. Flüsse, Seen, Strände, Felsen, Höhlen und Märchenwälder laden kleine Abenteurer zum Entdecken ein. Kinder genießen das angenehme Klima und können überall ohne Angst spielen (in den dafür vorgesehenen Bereichen). Den wie schon in unserem ersten Beitrag erwähnt: Neuseeland ist eingezäunt. Ein Gefühl von Freiheit kommt hier nicht auf. Während Fine und Willi in der Mongolei, in Russland und Australien einfach drauf los gerannt sind, bleiben sie hier wenige Meter später an irgendeinem der Zäune stehen. Doch sieht man darüber hinweg, entdeckt man die wunderschöne Landschaft dieses einzigartigen Landes und hat eine vage Vorstellung davon, wie es wohl vor 50, 100 oder 300 Jahren einmal ausgesehen hat.

Auf unser Leben im Campervan freuten wir uns (nach fast 3 Monaten im Zelt) riesig. Jetzt wird alles bequemer und einfacher, dachten wir. Aber so ein Leben auf Rädern in Neuseeland hat auch seine Tücken. Wir räumen trotzdem jeden Tag hin und her. Kisten wandern auf die Vordersitze. Beutel und Taschen müssen irgendwo verstaut werden, um etwas Bewegungsfreiheit im Inneren zu schaffen.  Verschiedenste Dinge werden irgendwo angehangen, um es so einfach wie möglich zu gestalten. Und dennoch suchen wir. Jeden Tag. Irgendwas fehlt oder liegt nicht dort, wo es sein sollte. Klar, kann man auch ein viel größeres Wohnmobil mieten, das kostet aber auch viel mehr. Für uns nicht machbar.

Meistens spielt sich unser Leben draußen ab, aber bei Regen rücken wir eng aneinander und kochen, waschen und essen auf engstem Raum. Und bei Sonnenschein und lauen Abenden? Da zwingt uns Neuseelands schlimmste Plage auch in den Van, bei geschlossenen Türen und Fenstern. DIE SANDFLIEGEN. Wir können zwar toben und wandern im Freien, aber sobald wir sitzen oder auch nur stehen bleiben, kommen sie. In Scharen. Zu tausenden. Je nachdem wo wir gerade sind. An der Ostküste gerade noch erträglich, an der Westküste kaum auszuhalten. Sie verspeisen uns bei lebendigem Leibe, hunderte auf einen Menschen. Haben sie dich erwischt, legen sie los und holen sich dein Blut. Danach juckt es etwa 2 Tage höllisch (Mückenstiche sind lustig dagegen) und zurück bleiben für eine ganze Weile die hässlichen roten Flecken. Es gibt viele Mittel dagegen, aber nichts hilft, um diese Biester vom Inneren des Campervans fernzuhalten. Sobald die Tür aufgeht, schwärmen sie herein und warten nur darauf sich festzubeißen. Wir haben alles probiert. Entweder hilft es nicht oder ist so aggressiv, dass wir fürchterlichen Ausschlag bekommen. Von Einheimischen haben wir eine selbsthergestellte Lotion geschenkt bekommen: Babyöl mit Hautdesinfektionsflüssigkeit gemischt (1:1) – es riecht fürchterlich, aber scheint zu helfen.

 

Da wir einen Kühlschrank und einen Gasherd im Campervan haben, genießen wir es, endlich wieder „normal“ einzukaufen und gesund zu kochen. Duschen können wir in Schwimmbädern, Touristeninformationen oder hin und wieder auf einem günstigen privaten Campingplatz. Wenn es der Parkplatz hergibt, dann ist es sogar möglich, bei geöffneter Kofferraumklappe mit unserem herausziehbarem Wasserhahn-Schlauch des Abwaschbeckens, hinter dem Van zu duschen. Fine und Willi sind es zum Glück gewohnt, kaltes Wasser zu nutzen. Daher sind auch die öffentlichen Duschen an Stränden ein willkommenes Geschenk für uns.

Wir lieben die Natur und bevorzugen daher immer einen der vielen günstigen DOC-Campingplätze oder die ganz freien Übernachtungsecken. Diese liegen meist abgelegen und malerisch an den schönsten Stellen. 

Wem allerdings ein sauberes Plumsklo als Komfort nicht genügt, der nächtigt auf einem der privaten Campingresorts und hat alles was das Herz begehrt. Wenn ihr bunte Spielplätze, Pool, TV-Raum und Animation als kinderfreundlich anseht, dann habt ihr für einen tiefen Griff in den Geldbeutel die große Auswahl in Neuseeland. Und dann, ja dann ist Neuseeland optimal für Familien. Hier braucht ihr euch auch nicht vor den lästigen Sandfliegen zu fürchten – „verschiedenste Mittel“ sorgen für geringes bis gar kein Aufkommen auf diesen Campingplätzen.

 

Seid ihr in Neuseeland unterwegs, denkt daran, Neuseelands Straßen sind kurvenreich und gehen hoch und runter. An der Westküste und im Norden der Südinsel fuhren wir fast täglich über Bergpässe. Immer wieder trafen wir Familien, deren Kinder das nicht vertrugen und die sich während der Fahrt übergaben. Selbst ein kleiner Schnupfen sorgte bei diesem Auf und Ab auch bei Fine, Willi und Anja für Beschwerden in den Nasennebenhöhlen oder Ohren. Nicht selten geht es auf Neuseelands Straßen direkt neben der Fahrbahn steil und tief bergab und die Einheimischen Fahrer nutzen gern auch die Gegenspur, um möglichst schnell um die Kurven zu kommen. Das Land ist unglaublich starken Winden ausgesetzt, die ungebremst über die Westküste fegen. Wir hatten ab und an Mühe unseren Van auf der Straße zu halten. All das sind Punkte, denen wir vorher nicht viel Beachtung schenkten. Ganz zu schweigen von den Sandfliegen, die ein schönes Spielen am Strand nicht möglich machten. Sicherlich ist das auch von der Jahreszeit abhängig. Wir hatten im Februar und März an der Westküste Millionen von ihnen (egal ob Strand, Wald oder Berg) und an der Ostküste immer mal wieder Stellen, an denen wir auch entspannt am Strand spielen konnten. Eine gute Vorbereitung über Neuseelands „Eigenarten“ bewahrt euch auf jeden Fall vor Enttäuschungen. Wir würden mit unseren Kindern nicht nochmal hier her kommen. Allerdings steht es auf unserer „Irgendwann-mal-Reisen-ohne-Kinder“ – Liste, um einige der GREAT WALKS (Mehrtages Wandertouren in abgelegenen, ursprünglichen Gegenden) zu wandern.

Wir haben uns sozusagen mit dem Land arrangiert. Wir genießen die herrliche Landschaft, schauen uns alles an, was uns interessiert, versuchen, auf Wanderungen die „unberührte“ Natur zu finden und freuen uns, dass wir unser Projekt „Familienzeit-Weltreise“ verwirklicht haben. Das war die beste Entscheidung die wir treffen konnten – gemeinsam mit unseren Kindern die Welt bereisen – auf engstem Raum zurechtzukommen – unser Hab und Gut in zwei Rucksäcke gepackt – eine intensive Erfahrung, die uns manchmal an unsere Grenzen bringt – ein einziges Wimpernzucken, dass uns wissen lässt, wie es dem anderen geht – das Gefühl dieses starken Zusammenhalts – Erlebnisse und Gefühle, die uns niemand mehr nehmen kann – wir werden diese Erfahrungen ein Leben lang in uns tragen – egal ob bewusst oder unbewusst.

Abenteuer Nordinsel

Regen peitscht uns ins Gesicht. Sturm wirbelt alles umher, was sich nicht irgendwo festklammern kann. Der kurze Gang vom Van zum Toilettenhäuschen lässt sich nur mit Mühe bewältigen. Das Atmen fällt uns schwer bei diesem heftigen, kalten Wind hier oben. Dabei stehen wir noch ganz am Anfang unseres großen Abenteuers. Wir blicken durch die tropfnassen (von außen und innen) Fensterscheiben unseres schaukelnden Vans in die Dunkelheit. Jeder noch so kleine Versuch, den Vulkan oder irgendein Teil des Tongariro Gebietes zu erblicken, bleibt erfolglos. Der komplette Nationalpark liegt unter einer dicken Wolkendecke. Während die erste Helligkeit des Tages langsam das ganze Ausmaß des wütenden Sturmes preisgibt, geben wir auf und fahren davon. Einige Irre gehen trotzdem los. Dabei war gestern ein wolkenloser Tag. Sonnenschein pur, als wir in „Mordor – der Heimat des Bösen“ einen atemraubenden Spielplatz fanden. Von wegen, „Herr der Ringe“ ist nur was für Erwachsene. Auf der Suche nach Höhlentrollen und Orks erweckte unsere Phantasie Mordor zu neuem Leben…

Der Weg zu dunklen Mächten

Ein Bergerlebnis von Mirko

Links und rechts von mir war der Abgrund nur zu ahnen. Ich ging langsam und vorsichtig bergan, über 1000 Höhenmeter liegen noch vor mir. Die Luft ist kalt, doch der Schweiß läuft bereits die Stirn herunter. Ringsherum ist es dunkel. Schwarz das schroffe Vulkangestein unter meinen Schuhen, Schwarz der Sternenhimmel im Westen und nur ein erstes schwaches Hellblau hinter den steilen tiefschwarzen Lavazacken im Osten. Meine Stirnlampe wirft einen schmalen Lichtkegel. Ich bin allein hier oben, nirgends sehe ich eine weitere Lampe. Wohin weiter gehen? Waren da nicht eben noch Fußspuren? Oh nein!!! Stopp! Direkt vor mir erkenne ich den Abgrund. Ich muss zurück, einen neuen Weg suchen…

 

Heute ist „Papa-alleine-Tag“, als Ausflugsziel habe ich mir den Kratersee des höchsten Berges der Nordinsel ausgesucht, des Vulkans Mount Ruapehu. Er liegt auf ca. 2600m und es führt kein markierter Weg hinauf. Man soll sich einen Guide nehmen oder muss sich seinen Weg allein suchen. Natürlich will ich es ohne Guide versuchen. Zum Sonnenaufgang (ca. 07.30 Uhr) will ich bereits so weit oben wie möglich sein. Ich würde so den Touristengruppen mit Guide entkommen und zeitig genug zurück sein, sodass die restliche Familie nur den Vormittag allein verbringen muss. Zum Glück ist klarer Sternenhimmel, denn bei dichten Wolken oder Nebel hat man keine Chance, einen geeigneten Pfad zu finden. Weder hinauf, noch herunter. Um 05:15 klingelt der Wecker, 06:00 werde ich von Anja mit unserem Bus am letzten Parkplatz neben dem Skilift abgesetzt. Die Kinder schauen nur unter der Bettdecke hervor. Kein anderes Auto ist zu sehen und es weht ein eisiger Wind. Wir verabreden die Abholung für 14:00 Uhr. Los geht’s. Nachdem ich die ersten Höhenmeter hinter mir habe, erkenne ich deutlich, warum hier der Drehort für Mordor war. Die Silhouetten der schroffen Vorgipfel des Vulkans könnten nicht besser dazu passen. Der steile und anstrengende Aufstieg dauert knapp 2,5h. Immer wieder muss ich etwas zurückklettern und meine Route korrigieren. Dann stehe ich plötzlich auf dem schmalen Kraterrand. Was für ein Gefühl, einfach irre. Keine Menschenseele ist zu sehen. Ich bin allein auf dem Vulkan. Die wärmende Sonne kam soeben erst über die Gipfel im Osten. Vor Freude schreie ich kurz in den riesigen Krater vor mir und es hallt zurück. Etwa 1,5h lang nehme ich mir Zeit und wandere in den beiden Kratern, neben dem schwefelhaltigen Kratersee und auf dem Gletschereis herum. Und ich frühstücke endlich, bisher gabs nur Nussriegel. Dann kommen die ersten Wolken aus dem Tal herauf und ich steige zügig wieder ab. Jetzt sind die Fußspuren des „normalen“ Weges gut sichtbar. Immer noch bin ich allein. Fast am Parkplatz angekommen, nehme ich den Abstecher zur eindrucksvollen „Meads Wall“. Hier wurden viele Szenen mit den Orks gedreht und ich will kurz sehen, ob es auch für die Kinder hier schön ist. Am Nachmittag sind wir alle 4 wieder hier. Nachdem Anja mit den Kindern vier Stunden vormittags durch die Wälder, Ebenen und zu Wasserfällen wanderte, waren alle etwas müde. Doch diese Wand begeisterte uns und es dauerte nur Minuten, bis alle irgendwo herumklettern wollten oder staunend in den Abgrund schauten. Hier war Mordor - die „Böse Welt“ – zur „guten Welt“ sollte es als nächstes gehen…

Welcome to "The Shire"

Oh ja, Hobbiton ist der Besuchermagnet Nr. 1 auf der Nordinsel. Wir überlegten hin und her und entschieden uns dennoch dem Strom der Touristen zu folgen. Innerlich bereiteten wir uns auf das schlimmste vor, wurden aber positiv überrascht. Für 79NZ$ pro Erwachsenen (Kinder bis 8 Jahre frei) tauchten wir zwei Stunden in das Leben der Hobbits ein. Welcome to „The Shire“ empfing uns ein großes Schild. Und tatsächlich, hier könnte jeden Moment Frodo um die Ecke spazieren. Vorher wurden wir mehrmals gewarnt: „Keine Türen öffnen! Nicht dagegen lehnen, ihr fallt sonst hinein!“ Ihr könnt euch wohl lebhaft vorstellen, was passiert, wenn unser kleiner, wilder Willi Hobbitlöcher entdeckt – genau – gerade noch sahen wir ihn freudestrahlend in dem kleinen Vorgarten spielen und im nächsten Moment blicken uns nur noch seine Fußsohlen an. Rücklings ins Hobbitloch gefallen, hörten wir ihn schreien. Doch dieses fantastische Filmset ließ keine lange Trauerphase zu. Schon entdeckten wir die nächsten Attraktionen. 2009 wurde das „Herr der Ringe“ -Filmset Hobbiton für „Der Hobbit“ aus beständigen Materialien wieder aufgebaut und ist seitdem wohl die Hauptattraktion der Nordinsel. 44 Hobbitlöcher wurden für den Film gebaut. Bei den meisten ist 1m hinter der Tür Schluss, denn die Innenaufnahmen stammen alle aus dem Studio. Fine und Willi hatten einen riesen Spaß dabei, die vielen kleinen Wege durchs Dorf zu entdecken. Jedes Hobbitloch (Haus) wurde individuell gefertigt und ließ die Kinderaugen größer werden. Liebevolle Dekorationen entlockten uns immer wieder ein „ahhh“, „ohhh“ oder „guck ma“. In den bunten Obst- und Gemüsegärten wuchsen echte Kürbisse, Salate, Gurken, Paprika, Äpfel, Birnen, Möhren, Weintrauben, Himbeeren und saftig, süße Erdbeeren… hmmmm. Auf der Festwiese luden verschiedenste Spiele zum Mitmachen ein und am Ende gab es einen leckeren Cider (oder Bier) im urgemütlichen „The Green Dragon“ am offenen Kamin.

Der 2. Versuch - Tongariro Alpine Crossing

Es hätte nicht schöner sein können. Herrliches Wetter. Sonnenschein pur. Ein kostenloser Campingplatz direkt am Strand, der Bay of Plenty. Fine und Willi spielten mit Katharina und Valentina (eine deutsche Familie, mit der wir seit der Südinsel immer mal wieder ein Stück gemeinsam fahren) und pures Urlaubsfeeling lag in der Luft. Und die nächsten Tage wären nicht viel anders verlaufen (unser Weg sollte immer an der Küste Richtung Norden entlang führen), wäre da nicht dieser kleine Satz gewesen. Ein kleiner Satz am Frühstückstisch, der in ein sehr kurzes Gespräch überging und alles veränderte. „Wie weit ist es eigentlich von hier bis zum Mount Tongariro?“ – „Vielleicht 300 Kilometer, ich weiß nicht genau?“ – „Wenn wir nach dem Frühstück losfahren, könnten wir  am Nachmittag da sein.“ – „Ruf mal im Nationalpark an, wie das Wetter ist.“ – (es war gut) - „Ok, lass uns losfahren.“

 

Am nächsten Morgen klingelte unser Wecker um fünf Uhr früh und über uns leuchteten die Sterne um die Wette…

Diesmal ließen wir uns von dem eisigen, heftigen Wind nicht abhalten. Wir wussten – der sternenklare Himmel weicht in ein paar Stunden einem sonnigen Tag. Dick eingepackt bahnten wir uns den Weg durch Neuseelands ältesten Nationalpark. Die ersten 2 Stunden froren wir noch etwas, während der Weg moderat anstieg oder einfach auf Holzplanken über Sumpf führte. Der Wind blies so stark und eisig, dass Willi sich im Tragetuch versteckte (um das wir zusätzlich noch eine Decke wickelten) und nur zur Frühstückspause freiwillig heraus kroch. Wir suchten uns hinter Grashügeln Schutz und legten noch die Decke über uns, um einigermaßen frühstücken zu können. Schon bald erhellte die Sonne die ersten Felsen und wärmte uns während des weiteren Anstiegs. Über eine Stunde kletterten wir über Felsen, Stufen und zwei Lavaströmen von 1870 steil bergauf. Fine legte das Tempo und die Pausen fest. Langsam, aber stetig kamen wir vorwärts und erreichten überglücklich den Südkrater – eine große, ebene Fläche. Der Wind ließ langsam nach, die Sonne wärmte und der strahlend blaue Himmel ließ uns, trotz der Anstrengung, lächeln. Der zweite Anstieg hatte es in sich. Noch steiler ging es über loses Geröll hoch hinaus. Es schien nicht weit bis zum Gipfel, aber durch das rutschende Geröll brauchten wir eine Stunde bis zum Roten Krater. Der Geruch von Schwefel umwehte uns und verriet die Aktivität des Kraters. Wir verdienten uns eine lange Mittagspause, denn von hier aus waren es nur noch einige Schritte bis zum Gipfel des Roten Kraters und damit des höchsten Punktes des Tongariro Alpine Crossing (1.886 m). Der Blick war atemberaubend. Vulkane, Krater, Berge, Ebenen, blaue Seen, Sonne und freier Himmel. Schwefelgeruch und eine leichte Brise rundeten diese Gipfelerfahrung ab. Über loses Geröll ging es von hier wieder steil bergab und der Weg nach unten zog sich in die Länge. Tapfer und ohne Murren liefen Willi und Fine Kilometer für Kilometer. Erst kurz vor der Zielgeraden wurde unsere quasselnde Fine ganz ruhig. Trotz Themen, die ihren Schwall an Wörtern normalerweise nicht enden lassen wollen, blieb sie stumm. Willi verschwand wieder im Tragetuch und ließ sich bis zu unserem Van chauffieren. In Windeseile saßen wir dann alle auf unseren Plätzen und freuten uns auf die Belohnung – ein TOP 10 Holiday Park mit Thermal-Pool, Spielplatz und heißen Duschen.

Nur noch wenige Tage

Unsere Zeit in Neuseeland ist nun fast vorbei. Zum Glück nahmen wir uns viel Zeit für die Nordinsel. Sie ist so wunderschön und gefällt uns besser als die Südinsel. Vulkane, Berge, Seen, Wälder, Strände, Klippen, Heiße Quellen, Farmen, Städte, Wanderwege, Flüsse, Wasserfälle, Museen und viele nette Gespräche. Klar, auch hier wurden Mittelfinger gezeigt, nackte Hintern aus fahrenden Autos gehalten und ordentlich geschimpft. Aber, wir erfuhren auch warum. Unser Gefühl täuschte uns also doch nicht. Touristen in Campern sind von einigen Leuten nicht so gern gesehen in Neuseeland.

Freedom Camping

Kostenlose Übernachtungsplätze findet ihr sehr leicht in Neuseeland. Es gibt eine App „Camper Mate“, die alle freien und kostenpflichtigen Campingplätze anzeigt. Zusätzlich auch noch Supermärkte, Tankstellen, Duschen, Toiletten, usw. Dennoch solltet ihr euch auf den freien Plätzen vergewissern, dass das Übernachten dort wirklich erlaubt ist. Meist stehen Schilder vor Ort oder die Anwohner geben Auskunft. Dazu erfahrt ihr in den Kommentaren, welche Plätze gut oder schlecht geeignet sind. Stand dort, dass schon viele überfallen oder beklaut wurden oder betrunkene Einheimische nachts gegen die Camper klopfen, dann fuhren wir lieber weiter. Übernachtet ihr auf privaten Campingplätzen und schaut euch die Hauptattraktionen an, bekommt ihr davon wohl eher weniger mit. Aber dennoch, Touristen haben keinen guten Stand hier. Der Hauptgrund ist: sie hinterlassen Müll und Fäkalien in der Natur. Das bekamen wir immer wieder gesagt, egal wen wir fragten. Der andere Grund ist ein verbreitetes Vorurteil: „Diese bunten Graffiti-Campervans, das sagt ja schon alles über die Insassen aus.“ (das ist nicht unsere Meinung). Gegen die „Wicked Camper“, mit ihren provozierenden Sprüchen, läuft zur Zeit sogar eine Abstimmung im Parlament. Sie sollen die Sprüche von ihren Campern entfernen.  In einigen Städten werden sie nicht mal mehr auf die Campingplätze gelassen. In der Tat sind gerade sehr viele Deutsche hier, was sich keiner erklären kann. Die Kriminalität hat stellenweise sehr zugenommen. Selbst einheimische Camper sind vor Diebstählen nicht sicher und warnten uns vor kriminellen Banden, die gern auch mal Touristen auf bestimmten Freedom Campingplätzen in Schlägereien verwickeln.

 

Dennoch, die Nordinsel ist toll. Die Natur, auch wenn sie stark in Mitleidenschaft gezogen wird, ist fantastisch und einzigartig. Neuseeland war eine Erfahrung und wir bereuen sie nicht. Zum Weitwandern und Mountainbiken kämen wir gern noch einmal wieder.

Doch jetzt freuen wir uns auf……… INDONESIEN – BALI